Von der Vision zum Erfolg

Eine Zeitreise durch die Geschichte von INCA

Am 17. April 1997 präsentiert ETAS ein neues Produkt: INCA V1.0. Die Vision der Entwickler wirkt dabei anfangs wie ein unerreichbarer Traum – ein Tool zur Steuergerätekalibrierung, das von jedem Automobilhersteller der Welt genutzt wird. Heute, 24 Jahre nach INCA V1.0, ist diese Vision mehr als erfüllt. Zu Ende ist die Arbeit damit aber nicht: Technische Neuerungen und die Zukunft des Automobils stellen die Entwickler jeden Tag vor neue Herausforderungen.

Steuergeräte zu kalibrieren, war schon vor der Einführung von INCA V1.0 möglich – einfach oder effizient war das aber bei Weitem nicht. Die Arbeitsweise mit VS100, der Vorgängersoftware von INCA auf MS-DOS-Basis, klingt aus heutiger Perspektive fast skurril. Ein paralleles Messen und Kalibrieren war nicht möglich. Die Arbeit war somit sehr zeitaufwendig. Auch die Grafikfähigkeit hielt sich sehr in Grenzen.

1997 bricht dann in der Steuergeräte-Entwicklung eine neue Ära an: INCA V1.0 erscheint. Es nutzt die damaligen Rechnermöglichkeiten voll aus und ermöglicht so den Entwicklern zum ersten Mal die parallele Arbeitsweise. Das steigert die Effizienz der Steuergeräte-Entwicklung erheblich. Und die Software bietet noch zahlreiche weitere Vorteile: INCA V1.0 lässt die Applikateure und Entwickler deutlich größere Mengen von Messdaten zügig durchdringen. Sie können fokussiert genau an den gewünschten Parametern arbeiten.

Darüber hinaus versteht sich die Software mit Steuergeräten vieler Hersteller. Das macht Autohersteller flexibel bei der Auswahl ihrer Komponenten und vereinfacht erheblich ihre Zusammenarbeit mit Steuergeräteherstellern und weiteren Lieferanten. INCA etabliert sich als eine feste Größe in der Steuergeräte-Entwicklung – und ist es bis heute.

INCA wächst mit seinen Anforderungen

Immer strengere Abgasnormen und die kontinuierlich steigende Komplexität sind seit jeher der Treiber in der Steuergeräte-Entwicklung. Heute ist ein Steuergeräteverbund mit einer Vielzahl von Funktionsbereichen und sich gegenseitig bedingenden Parametern Standard. Wird eine Variable geändert, hat das Auswirkungen im gesamten Verbund.

Die Anforderungen an INCA sind also über die Jahre erheblich gewachsen. Doch weil die Anforderungen stetig wachsen, wird auch INCA immer mächtiger. Dass sich INCA als Werkzeug seit 1997 als Branchenstandard für die Steuergeräte-Applikation etablieren konnte, liegt vor allem an den ETAS Software-Entwicklern. Sie versetzen sich bis ins letzte Detail in die Aufgaben der Applikateure und Entwickler, um ihnen passende Lösungen für ihre Arbeit zu bieten.

Mit INCA in die Zukunft der Steuergeräteentwicklung

Es gibt nur sehr wenige Softwareprodukte, die sich – wie INCA – seit 24 Jahren am Markt behaupten. Dieses Werkzeug zur effizienten Steuergeräteentwicklung wird heute von nahezu jedem OEM und Zulieferer und von mehr als 50.000 Anwendern auf der ganzen Welt bei ihrer täglichen Arbeit genutzt. Mittlerweile gibt es die Programmoberfläche in deutscher, englischer, französischer, japanischer und chinesischer Sprache.

Längst hat sich um INCA herum eine umfassende Tool-Welt für Messen, Steuergeräte-Applikation und Diagnose gebildet. Im Fokus der gegenwärtigen Entwicklung liegt die enge Verzahnung dieser Produkte, so dass sämtliche Daten sich durchgängig verwalten und auswerten lassen. Daraus ergibt sich für Anwender ein massiver Komfort- und Zeitvorteil.

Als ein zentraler Baustein wurden seit 2016 den Nutzern quartalsweise Versionen des komplett neu entwickelten Measure Data Analyzer (MDA) V8 zur Verfügung gestellt; Ende 2019 löste die Version V8.4 den ehemaligen MDA V7 ab. Die bereits freigegebene Verzahnung von INCA mit dem EHANDBOOK-NAVIGATOR ermöglicht, Messdaten unkompliziert mit der interaktiven Steuergerätedokumentation zu verknüpfen. Kritische Parameter und Fehler werden so deutlich schneller gefunden. Zudem können bereits in INCA direkt im Anschluss an die Datenerfassung Messergebnisse verifiziert und ein Bericht erstellt werden. Durch die Kopplung mit der ETAS Analytics Toolbox (EATB) geschieht das komplett automatisiert. Der nächste große Entwicklungsbaustein wird ein neuer Applikationsdaten-Manager sein.

Auch für weitere Herausforderungen der Zukunft hat INCA eine Vision. Ob es um das Arbeiten mit virtuellen Steuergeräten und Bussen in skalierbaren Simulationsumgebungen geht, Domain Controller mit Mikroprozessoren in neuen AUTOSAR Adaptive Softwarearchitekturen oder die Cloudfähigkeit der Anwendungen: All das wird bereits heute in der INCA-Entwicklung berücksichtigt und vorangetrieben. Dabei wird sich ETAS weiterhin eng an den Bedürfnissen der Anwender orientieren – damit die INCA-Erfolgsgeschichte auch in den nächsten Jahrzehnten weitergeschrieben werden kann.

Eine kleine Zeitreise anhand beispielhafter Eigenschaften und Änderungen verdeutlicht, wie stark der Anwender im Mittelpunkt steht:

INCA V2.0

Bereits ab INCA V2.0 wird die Zusammenarbeit von Kollegen durch den Datenexport und -import deutlich erleichtert. Zudem ermöglicht das Datenbankkonzept, Experimente oder Hardwarekonfigurationen zu speichern und für unterschiedliche Entwicklungsaufgaben wiederzuverwenden.

INCA V3.0

Das im Jahr 2000 in Version 3.0 vorgestellte Workspace-Konzept verknüpft Experiment, Hardwarekonfiguration und Steuergeräteprojekt zu einem INCA-Arbeitselement. Anwender können so deutlich leichter mit den Artefakten arbeiten und Abhängigkeiten untereinander transparent nachvollziehen. Zudem lassen sich einmal erstellte Arbeitselemente und Experimente in anderen Entwicklungsaufgaben wiederverwenden.

INCA V4.0

Version 4.0 bietet ab 2002 erstmals die Funktion berechneter Signale auf Basis vorhandener Messwerte – ein großer Vorteil, wenn beispielsweise ein spezifisches Steuergeräteverhalten identifiziert und später ausgewertet werden soll. Außerdem löst Ethernet die bis dahin für die Messhardware verwendete RS-232- und Centronics-Schnittstelle ab. So kann der Anwender mit einem PC gleichzeitig mehrere Messgeräte bedienen und Steuergeräte applizieren.

INCA V5.0

Version 5.0, die im Jahr 2004 erscheint, bringt nochmals eine enorme Zeitersparnis für die Anwender mit sich. Die Kopplung des INCA-Experiments mit der zugehörigen Steuergerätedokumentation erlaubt den Experten, per Knopfdruck von einem Messwert an die entsprechende Stelle der zugehörigen Dokumentation zu springen. So können Funktionen und Zusammenhänge schneller verstanden und Aufgaben rascher abgeschlossen werden.

INCA V6.0

Die Version 6.0 baut den Nutzen der Anwender mit dem Variablenauswahl-Dialog und dem Multirekorder weiter aus. Der Dialog erleichtert die Konfiguration durch die gezielte Auswahl von Messgrößen und prüft, ob die Messung mit der vorhandenen Hardware möglich ist.

INCA V7.0

Version 7.0 macht über offene Hardware- und Softwareschnittstellen sowohl INCA als auch die ETAS-Messhardware kompatibel mit Produkten anderer Hersteller. Der Anwender ist flexibel bei der Wahl seiner Arbeitsumgebung. Ab der Version 7.1 gibt es regelmäßige Servicepacks. So kann ETAS zügig auf Kundenwünsche reagieren und Änderungen in den Markt bringen.

INCA V7.2

Der in Version 7.2 überarbeitete Kalibrierdaten-Manager zeigt mit angepasster Tabellenansicht nun Parameter von zwei und mehr Datensätzen.

INCA V7.3

Die aktuelle Version 7.3 ist die erste native 64-Bit-Version von INCA und ein weiterer großer Schritt nach vorn. Sie nutzt den vorhandenen Arbeitsspeicher voll aus und ermöglicht damit umfangreichere Experimente, mehr und größere Projektdateien und eine Messrate von bis zu 40 MByte/s bei paralleler Verstellung der Kalibrierparameter.

Autoren

Jörg Herrmann ist INCA-Projektleiter bei der ETAS GmbH.

Kilian Schnellbacher ist INCA-Lead-Produktmanager bei der ETAS GmbH.

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