Vorteile
- Erfassung zehntausender Signale aus dem Steuergerät mit hohem Takt über die neue FETK-Schnittstelle
- Paralleler Anschluss mehrerer FETK-Steuergeräte und CAN, CAN FD, LIN oder FlexRay-Fahrzeugbusse über die neuen Steuergeräte- und Busschnittstellen-Module ES89x
- Einfacher zentral gesteuerter, automatisierter INCA-Rollout mittels Microsoft Installer
- Unterstützung von Windows 10
Die flexiblen Softwarewerkzeuge der Produktfamilie ETAS INCA dienen zur Erfassung von Messdaten, Applikation und Diagnose von Steuergeräten. Im Zuge der Weiterentwicklung von INCA wurden ab der Version 7.1 vierteljährlich neue Funktionen in Form von Service Packs zur Verfügung gestellt, die alle in INCA V7.2 enthalten sind. Neben den Microsoft Betriebssystemen Windows® Vista*, Windows® 7, 8 und 8.1 wird auch Windows® 10 von der neuen Version unterstützt.
* Unterstützung bis INCA V7.2 Service Pack 4
Erfassung großer Mengen an Steuergerätedaten
Mit INCA V7.2 ist es in Kombination mit der ETAS FETK-T-Schnittstelle für Hochleistungssteuergeräte und den neuen Schnittstellenmodulen ES891/ES892 möglich, Daten in hohem Takt zu erfassen. Bei Messfahrten können jetzt mehr als 56.000 unterschiedliche Variablen aus dem Steuergerät gleichzeitig erfasst und aufgezeichnet werden.
Erfassung von Daten aus dem Steuergerät über die FETK-Schnittstelle: FETKs werden in den beiden Ausführungen FETK-S (links unten) und FETK-T (rechts unten) angeboten. Beide Varianten nutzen eine Mikrocontroller-spezifische Debug-Schnittstelle der „Production Devices“ (µC-PD) wie JTAG (Joint Test Action Group), DAP oder LFAST als Zugang zur Steuerung. FETKs vom Typ T unterstützten zusätzlich dazu die besonders leistungsfähigen µC-Trace-Schnittstellen der „Emulation Devices“ (µC-ED) zusammen mit der performanten Übertragung von Trace-Daten aus dem Steuergerät über das serielle Aurora-Interface.
Die umfangreichen Messungen lassen sich ohne Qualitätsverlust in komprimierter Form im ASAM MDF V4.1-Format speichern, wodurch die Dateigröße um bis zu 60 Prozent verringert werden kann. Zum schnellen Einlesen lassen sich die Messdateien indexieren. INCA V7.2 unterstützt dabei die MDF-konforme Indexierung. Im Zusammenspiel mit dem Messdatenanalyse-Werkzeug MDA wird alternativ dazu eine proprietäre Indexierung angeboten, mit der sich sehr große Messdateien in MDA schnell einlesen lassen.
Um Messungen mit vielen Variablen schnell vorbereiten zu können, wurde das Laden umfangreicher Experimente und das Öffnen des Variablenauswahl-Dialogs beschleunigt. Zusätzlich dazu wurden die Mechanismen der Variablenauswahl erweitert, so dass viele Signale schnell und einfach ausgewählt und Messrastern zugeordnet werden können. Beispielsweise lassen sich Messgrößen einer Funktion oder Gruppe en bloc auswählen.
Umgekehrt wurde die Variablensuchfunktion ergänzt. Diejenigen Fenster eines Experiments, welche die gesuchte Größe enthalten, werden jetzt optisch hervorgehoben. Wenn eine Variable nicht gefunden wird, kann der Benutzer aus der Suche direkt in den Variablenauswahl-Dialog wechseln. Dabei wird der Suchfilter automatisch übernommen.
Außerdem wurde die Qualität der Darstellung von Experimenten verbessert: Insgesamt wird die Experimentierumgebung mit höherem Kontrast am Bildschirm dargestellt. Aktive Anzeigefenster werden farbig eingerahmt, während sich inaktive Anzeigen farblich dem Hintergrund anpassen. In den inaktiven Fenstern werden die Kontrollfelder ausgeblendet, damit die Fensternamen besser angezeigt werden können.
Um das Flächenverhältnis von Messanzeige und Legende virtueller Oszilloskope zu optimieren, lässt sich die Größe der Schrift in der Legende zwischen 6 und 14 Punkt variieren. Damit binäre Messwerte besser abgelesen werden können, werden Ziffernabschnitte von vier Bit in der Anzeige durch Leerzeichen getrennt.
Applikationsdaten- und Qualitätsmanagement
Mit dem Applikationsdatenmanager ADM von INCA lassen sich unterschiedliche Steuergerätedaten mit verschiedenen Optionen in Bezug auf die Genauigkeit vergleichen. Mit INCA V7.2 kann der Vergleich mit einer Genauigkeit ausgeführt werden, die sich in der zugehörigen ASAM A2L-Datei hinterlegen lässt. Beim Vergleich von Datensätzen mit unterschiedlichen Genauigkeitsangaben wird die höchste verwendet.
In A2L-Steuergerätebeschreibungsdateien lassen sich Ober- und Untergrenzen für Kennwerte angeben, die nun optional von INCA beim Import von Applikationsdaten überprüft werden können. Alternativ lässt sich die Prüfung auch für bereits importierte Daten durchführen.
Beim Austausch von Applikationsdaten mit Datenverwaltungssystemen wie zum Beispiel AVL CRETA werden Applikationswerte jetzt unmittelbar den Steuergeräte-HEX-Dateien entnommen und nicht mehr separat in CDF-Beschreibungsdateien gespeichert. Das erhöht die Datenaustauschrate um 20 bis 30 Prozent. Das Add-on INCA-QM-BASIC (Basic Quality and Maturity Tracking) unterstützt jetzt Metadaten für die Prozessbeschreibung, wie zum Beispiel Statistikinformationen oder Kommentare, die in CDF-Dateien abgelegt werden können. Die Metadaten lassen sich im Applikationsdatenmanager ADM darstellen, editieren und filtern.
Einsatz am Prüfstand
Mit Hilfe des Add-ons INCA-MCE (Measurement and Calibration Embedded) für das Prototyping- und Schnittstellenmodul ES910 und INCA lässt sich eine echtzeitfähige Verbindung zwischen Prüfstand und Steuergerät herstellen. Von INCA-MCE werden jetzt auch Steuergeräte-Messraster unterstützt, die Signale mit einer Gesamtlänge von mehr als 1024 Byte enthalten. Bei der Konfiguration des ES910-Moduls lassen sich nun alle Mess- und Verstellgrößen eines INCA-Experiments automatisch hinzufügen und, wie mit INCA, ETK-Steuergeräte mit begrenztem Applikations-RAM kalibrieren. Das RAM lässt sich zu diesem Zweck entweder von INCA oder vom Benutzer verwalten.
Bei der Vorbereitung von Experimenten können die kalibrierbaren Kenngrößen dementsprechend entweder automatisch anhand bestimmter Kriterien von INCA vorschlagen oder manuell vom Benutzer ausgewählt werden. Damit in jedem Fall die maximal mögliche Anzahl von Kenngrößen im RAM verfügbar ist, wird nicht mehr benötigter Speicherplatz automatisch freigegeben.
Die erweiterte ASAP3-Schnittstelle unterstützt die neuen Befehle EXTENDED_GET_PARAMETER und EXTENDED_SET_PARAMETER, so dass ASCII- und 32-Bit-Integer-Daten übertragen und so zum Beispiel die Softwareversion oder Statusinformationen des Steuergeräts an den Prüfstand kommuniziert werden können. Unabhängig davon werden die Kennwerte, die in den Editoren eines Experiments angezeigt werden, jetzt auch beim Remote-Zugriff über ASAP3 oder die COM-API (Component Object Model-API) bei Änderungen von INCA aktualisiert.
Neue Schnittstellenoptionen
Zusätzlich zur Unterstützung der neuen FETK-Schnittstellen und ES89x-Module bietet INCA V7.2 zahlreiche weitere, attraktive Hardwareoptionen. Mit dem neuen ETAS ES583-Modul steht eine handliche USB-FlexRay-Schnittstelle im Westentaschenformat für INCA zur Verfügung. Bei dessen Pendant, dem USB-CAN-Schnittstellenmodul ES581.4 lassen sich jetzt beide Kanäle von zwei Anwendungen wie zum Beispiel INCA und BUSMASTER parallel nutzen.
Zur Verarbeitung der hochgenauen Positionsdaten der modernen, globalen Navigationssysteme GALILEO und GLONASS unterstützt INCA V7.2 die Erweiterungen der Version 4.1 des Standards NMEA 0183 für Global Navigation Satellite System-(GNSS)-Empfangsgeräte.
Für CAN FD-Anwendungen stehen die Steuergeräte- und Busschnittstellenmodule ES523, ES891 und ES892 für das Bus Monitoring sowie zur Applikation und Diagnose über die Protokolle XCP-on-CAN FD und UDS-on-CAN FD zur Verfügung. Für das Monitoring von Signalen, die auf LIN-Bussen übertragen werden, unterstützt INCA jetzt auch LIN-V2.2- und SAE-J2602-LDF-Dateien. Das Monitoring von J1939-CAN-Signalen ist mit INCA V7.2 bei Datenraten von 250 kBaud und 500 kBaud möglich. Die J1939-Signale, die den 29-Bit-Identifier von CAN-Botschaften zur Kodierung und zum Multiplexing von Informationen nutzen, werden bei der Bedienung von INCA, beispielsweise bei der Variablenauswahl, wie konventionelle Messsignale behandelt.
ASAM MCD-konform
Mit dem Transformer-Mechanismus, der in der Version V1.7 des Standards ASAM MCD-2 MC (ASAP2) spezifiziert ist, kann INCA V7.2 komplexe Kalibrierobjekte des Steuergeräteprogramms in einer anwendungsoptimierten Form darstellen. Dazu werden vom Hersteller der Steuergerätesoftware spezifische Transformationen in Form einer DLL (Dynamic Link Library) zur Verfügung gestellt. Zusätzlich dazu unterstützt die neue INCA-Version mehrdimensionale Kenn- und Messgrößen-Felder. Die Felddimension wird dabei mit Hilfe des neuen ASAM MCD-2MC-Keywords “MATRIX_DIM” in der A2L-Datei hinterlegt. Bei der Kalibrierung von Funktionsmodellen ist es von Vorteil, Namen von Modellparametern auf die Bezeichnungen der entsprechenden Kenngrößen im Steuergerät abzubilden. Zu diesem Zweck unterstützt INCA das neue ASAP2-Keyword MODEL_LINK in A2L- und CDF-(Calibration Data Format)-Dateien.
INCA V7.2 unterstützt erste Teile der neuen Version 1.3 des Kommunikationsprotokolls ASAM MCD-1 XCP inklusive der neuen XCP-AML für A2L-Dateien und der Fehlerbehandlung gemäß der neuen XCP-Fehler-Codes auf den Transportschichten CAN, CAN FD, FlexRay und Ethernet. Alternativ zur Messung von Größen, die in Datenerfassungs-(DAQ)-Listen hinterlegt sind, können Messdaten von CCP-(CAN Calibration Protocol)- und XCP-Steuergeräten jetzt auch im „Polling Mode“ erfasst werden. Dabei liest INCA zyklisch Daten ein, die das Steuergerät auf Adressen schreibt, welche den jeweiligen Messgrößen zugeordnet sind. Als Erweiterung der DAQ-basierten Messmethode stellt INCA verbesserte Formeln zur Berechnung der Rechenlast und des RAM-Bedarfs von dynamischen Messraster-Prüfungen auch für Multicore-Steuergeräte zur Verfügung.
Zusätzlich zur Unterstützung von ASAM-Standards kann INCA jetzt auch Beschreibungen von CAN und CAN FD-Netzwerken verarbeiten, die konform zum AUTOSAR Release 4.1 sind.
Steuergeräteflash-Programmierung
Ab der Version V7.2 lassen sich Steuergeräte-Flashspeicher mit INCA nun auch mittels UDS (Unified Diagnostic Services) über FlexRay und via XCP über Ethernet programmieren. In den ProF-Skripten, die INCA zur Programmierung verwendet, lässt sich jetzt die Wartezeit bei der Löschung vorhandener Speicherinhalte, für die XCP einen Wert von etwa 65 Sekunden vorgibt, per XCP-Befehl PROGRAM_CLEAR konfigurieren.
Zur Flashprogrammierung von Binärdateien im Motorola S19-Format wird zusätzlich zum 2-Byte-Datenformat S5 jetzt auch das 3-Byte-Datenformat S6 von INCA unterstützt. Durch die Übertragung größerer Datenblöcke werden die Programmierzeiten verkürzt.
Für den Vergleich einzelner Bits von Variablen lassen sich jetzt die Operatoren AND, OR, XOR und NOT in ProF-Skripten verwenden. Zur Unterdrückung der Kommunikation von Steuergeräten am CAN-Bus kann INCA vor und während des Programmiervorgangs spezifische CAN-Botschaften mit einer beliebigen CAN-ID senden. Die ProF-Befehle für das Senden von CAN-Botschaften lassen sich jetzt auch bei der Programmierung über CAN FD verwenden.
Steuergeräte-Diagnose
Das Add-on ODX-LINK zu INCA V7.2 unterstützt den weltweit vereinheitlichten Onboard-Diagnosestandard WWH-OBD (ISO 27145), der vor allem bei Nutz- und Schwerlastfahrzeugen ab Modelljahr 2014 mit Schadstoffklasse Euro VI zur Anwendung kommt. Alle WWH-OBD-Daten können von Steuergeräten angefordert, auf Instrumenten in der Versuchsumgebung angezeigt sowie von INCA in MDF-Dateien aufgezeichnet und abgespeichert werden.
Zusätzlich dazu lassen sich mit der neuen ODX-LINK-Version die neuen Fehlercodes gemäß SAE J1979-DA und SAE J2012 sowie Beschreibungsdateien im PDX-, ODX- oder XPRJ-Format und der ODX-Befehl COMPARAM gemäß ODX V2.2 (ISO/DIS 22901-1) zur Initialisierung von Geräten über KWP2000-on-CAN- oder K-Line und UDS-on-CAN verwenden. ODX V2.0.1-konforme INCA-Projekte können aufgrund ihrer Kompatibilität zu ODX V2.2 weiterhin mit ODX-LINK beziehungsweise ODX-FLASH benutzt werden.
MSI-Installation und Simulink®-Integration
INCA V7.2 kann entweder alleine oder parallel zur Version 7.1 der Software eingerichtet werden. Die Installationsroutine basiert jetzt auf der Windows Installer-(MSI-)-Technologie, was einen zentral gesteuerten, automatisierten Rollout der Software wesentlich vereinfacht. Mit Hilfe der MSI-Routine können die benötigten INCA-Softwaretools vom Benutzer in einem Schritt ausgewählt, konfiguriert, installiert und deinstalliert werden, wobei die Kompatibilität der Versionen von Add-ons und Basisinstallation verifiziert wird. In diesem Zuge werden die Lizenzvarianten „rechnergebunden“, „benutzergebunden“ und „floating“ wie für die anderen INCA-Produkte jetzt auch für die Add-ons INCA-LIN (LIN Integration Package) und INCA-FLEXRAY angeboten.
Die Funktionalität des Add-ons INCA-SIP (Simulink® Integration Package), die es ermöglicht, Parameterwerte von MATLAB®/Simulink®-Modellen bei laufender Simulation in INCA zu erfassen und zu verändern, ist jetzt im Add-on INCA-EIP (Experimental Target Integration Package) mit enthalten und wird allen INCA-EIP Anwendern ohne zusätzliche Kosten zur Verfügung gestellt.